Die Sache mit dem Ei

 

Mir ging es vor fast 60 Jahren so, wie es jedem Kind ergeht. Ich musste in die Schule und
freute mich auch darauf.

Aber bevor ich zur Schule gehen konnte, musste ich noch ärztlich untersucht werden. Es wurde die Schultauglichkeit bestätigt. Des Weiteren sollte durch ein Gespräch geprüft werden, ob ich in der Entwicklung soweit war, dass ich eingeschult werden kann. Dieses Gespräch führte der Direktor der Schule, in die ich ab September 1960 gehen würde.

Im Kindergarten und im Elternhaus wurde ich auf diesen Tag vorbereitet. Und so ging ich mit meiner Mutter zu dem Gespräch in die Schule. In der Schule wurden wir vom Schuldirektor freundlich begrüßt.

Zunächst unterhielten sich Herr Grund, der Direktor, mit meiner Mutter. Danach kam ich an die die Reihe, Es wurde viel von mir verlangt. Er fragte, ob ich schon zählen konnte, und ob ich schon meinen Namen schreiben könnte. Auch zeigte er mir verschiedene Gegenstände, und ich sollte sagen, welche Farbe diese hätten.

Warum fragte er mich das alles? Es war doch selbstverständlich, dass ich das konnte. Schließlich wollte ich endlich in die Schule kommen. Was ich später nicht mehr so sah.

Dann, aber dann, kam die entscheidende Frage. Der Direktor wollte allen Ernstes von mir wissen, wie ein Ei aussieht. Na, wie soll schon ein Ei aussehen. Das weiß doch jeder. Und so sagte ich dem Direktor:

„Ein Ei ist rund.“

Und nach einer kleinen Pause:

„Aber anders rund.“

Ich musste dies so keck gesagt haben, dass er und meine Mutter lauthals lachen mussten.
Damit hatte ich meine 2.Aufnahmeprüfung“ bestanden.

Ich weiß nicht, wie oft meine Mutter diese Anekdote erzählt hatte.

 

 

©DG-27.06.2018