Wer spricht denn da?

 

 


Eigentlich soll man ja in die Zukunft blicken. Aber ich schaue heute einmal wieder in die Vergangenheit. Da gibt es viel Schönes, an was man sich erinnern kann, und auch nicht vergessen sollte. Und so geht mir die Kindheit meiner Söhne durch den Kopf.

Wenn ich sehe, wie die Technik heutzutage voranschreitet, kommt mir eine Episode in den Sinn. Es war im Jahre 1993/94. Die Computertechnik hatte große Fortschritte gemacht. Und einen PC hatte auch noch nicht jeder zu Hause. Zu dieser Zeit bekam unser Kleiner, der gerade die 2.Klasse besuchte, einen Lerncomputer geschenkt. Ich fand das kleine sprechende Kästchen richtig prima. Damit konnte man den Kindern spielerisch Deutsch und Mathe beibringen und festigen. Aber auch ich spielte gerne mit dem PC. Es machte meinem Sohn und mir riesigen Spaß. Dabei gab es auch viel zu lachen, wenn auch der Papa mal nicht wusste, wie man Fahrrad richtig schreibt. Aber man muss die Kleinen auch bei Laune halten. Eines Tages wollten wir wieder einmal mit dem sprechenden ETWAS spielen. Mein Sohn holte den Lerncomputer aus seinem Zimmer. Ich schaltete ihn ein, was auch gelang. Aber plötzlich fing das Ding an zu meckern. Es flimmerte, es wurde mal schwarz und einige Programme gingen gar nicht mehr. Ich schaute ob Netzstecker vielleicht eine Macke hatte. Alles in Ordnung stellte ich fest. Der Kleine schaute mir zu und meinte: „Ist etwas kaputt?“ Ich konnte ihm keine Antwort darauf geben. Nun drehte ich das Kästchen nach allen Seiten um. Da bemerkte ich, dass zwei Schräubchen fehlten, und ein Spalt sich auftat. Ich fragte den Sohnemann: „Warum fehlen denn hier die Schräubchen?“ Mit einem Achselzucken zeigte er mir, dass er keine Ahnung hatte. Ich aber traute dem Sprössling nicht so recht. Dies gab ich ihn auch zu verstehen. Aber er wusste von nichts. Darauf hin nahm ich einen kleinen Schraubendreher und öffnete vorsichtig das Gehäuse. Ich bin sicher kein guter Techniker, aber ich sah sofort, was hier los war. Ein breites Band lag verquer und war angerissen.

Mit strengem Blick schaute ich meinem Sohn in die Augen, und wartete auf eine Antwort. Er hielt meinem Blick nicht lange stand. Dann zog er mit dem Mund einen „Pflunsch“, und sagte ganz zaghaft: „Ich wollte doch nur einmal sehen, wer da drinnen spricht.“
Ich wusste nicht, ob ich lachen oder schimpfen sollte. Aber dann schüttelte ich doch mit dem Kopf, und erinnerte mich, an meine Kinderzeit. Da hatte ich den Wecker von meiner Mutter auseinander repariert. Das Innenleben dieser Uhr habe ich dann auch sorgfältig wieder im Gehäuse untergebracht. Aber geklingelt hat er auch nicht mehr.

Na ja. Wie der Vater, so der Sohn.

 

 

©DG-29.11.2018