Meine zwei Gesichter
 

Das Leben kann so schön sein
und ist doch schwer für mich.

Es gefällt mir nicht, doch es ist
wahr, ich habe ein zweites Gesicht.

 

Das zweite können alle seh´n,
ich trage es in der Öffentlichkeit.

Es ist freundlich, manchmal lustig
und meist auch nett zu euch.

 

Die Menschen mögen mich,
ich glaube, das darf ich sagen.

Sie freuen sich mich zu sehen
und reden gern mit mir.

 

Das erste Gesicht trag´ ich zu Hause,
es ist oft nicht schön anzuseh´n.

In meiner Seele ist es dunkel
und macht mein Leben schwer.

 

Mein Kopf ist voll mit Gedanken,
er arbeitet bei Tag und in der Nacht.

Ich finde einfach keine Ruhe, weil
das Leben mich nicht glücklich macht.

 

Depressionen hab ich, es ist ein Graus,
das Leben ist für mich am Ende.

Ich will vergessen, aber kann es nicht,
weil es im Kopf keinen Schalter gibt.

 

Ich tue viel, um abzuschalten,
gehe wandern mit dem Rhönklub,
mache Sport, schreibe Gedichte und
trage Zeitung aus im Heimatort.

 

Ja - ich bin nicht träge,
und doch reicht es nicht.

Ich hab im Leben nicht viel
erreicht und das belastet mich.

 

Bin bald 60 Jahre und hab Familie,
aber bieten kann ich ihr nichts.

Keinen Urlaub, wenig Vergnügen,
mal ein Eis, soll das alles sein.

 

So ist es nun in meinem Leben, bin

Schauspieler mit dem zweiten Gesicht.

Andere freuen sich mich zu sehen,
doch ich mag das Leben nicht.

                   

©DG-13.06.2012